Die vielen Unkenrufe, die den schnellen Fall der
Stadt Kobanê verkündeten, wurden widerlegt. Die Ausweitung der Hilfestellung und
die angekündigte Öffnung türkischen Staatsgebiets für Peschmerga aus dem
irakischen Kurdistan scheinen eine Wende darzustellen. Haben Appelle an die USA
und andere Kräfte, sich verstärkt für die Verteidigung von Rojava einzusetzen, gefruchtet? Wird Rojava nun in
die Anti-IS-Koalition eingebunden?
Mittwoch, 29. Oktober 2014
Dienstag, 21. Oktober 2014
Abwendung von Europa? Die EU und das liberal-konservativ-islamistische Bündnis in der Türkei
Von Axel
Gehring
Vor der Juni-Revolte im Jahr 2013 galt die AKP in Europa fast als die türkische Version der CDU. Selbst nach Niederschlagung der Revolte hatte die EU eine ambivalente Beziehung zur Türkei. Doch wendet sich die bisher pro-europäische türkische Regierung – wie einige Indizien dies scheinbar zeigen – von der EU ab und nähert sich dem Osten? Oder führt der Weg zum Westen quer durch den Osten? Es gilt zu verstehen, dass der politische Islam nicht per se in einem Widerspruch zur EU steht, sondern lang tradierte gemeinsame Interessen vorherrschen.
Vor der Juni-Revolte im Jahr 2013 galt die AKP in Europa fast als die türkische Version der CDU. Selbst nach Niederschlagung der Revolte hatte die EU eine ambivalente Beziehung zur Türkei. Doch wendet sich die bisher pro-europäische türkische Regierung – wie einige Indizien dies scheinbar zeigen – von der EU ab und nähert sich dem Osten? Oder führt der Weg zum Westen quer durch den Osten? Es gilt zu verstehen, dass der politische Islam nicht per se in einem Widerspruch zur EU steht, sondern lang tradierte gemeinsame Interessen vorherrschen.
Erdoğans Dilemma II
Von
Ismail Doğa Karatepe und Özgür Genç
Wie konnte die AKP ihren Erfolg manifestieren? Die Gründe liegen nicht im Charisma Erdoğans, sondern darin, wie die AKP den islamischen Diskurs als Gemeinsamkeit zwischen Herrschenden und Beherrschten nutzt. Ebenso im Klientelismus: Ohne die neoliberale Linie aus den Augen zu verlieren, erschuf die türkische Regierung die Illusion einer Sozialpolitik. Allerdings stehen der Fähigkeit den Konsens unterschiedlicher Klassen und sozialer Kräfte zu organisieren, eine Ausweitung repressiver Mittel und eine polarisierende Politik gegenüber. Doch Polarisierung kann auch oppositionelle Kräfte vereinen – Erdoğans Dilemma.
Donnerstag, 9. Oktober 2014
Kampf um Kobanê, Ausnahmezustand in der Türkei und Internationale Solidarität
Von Errol
Babacan und Murat Çakır
Seit mehr als drei
Wochen wird die syrische Stadt Kobanê von schwer bewaffneten Milizen des
»Islamischen Staats« (IS) belagert. Die Verteidigungseinheiten der Bevölkerung
Kobanês haben trotz hoffnungslos erscheinender militärischer Unterlegenheit
lange Zeit ein Eindringen des IS verhindern können. Nun finden offenbar
erbitterte Häuserkämpfe statt. Zu befürchten ist ein weiteres Massaker des IS. Die
Lage ist dringlich und zugleich komplex, denn der Kampf um Kobanê ist auch
einer um die angemessenen Mittel internationaler Solidarität.
Dienstag, 30. September 2014
Schließung der hundertjährigen Klammer - Die „Neue Türkei“ im Strudel der Islamisierung
Von
Errol Babacan
Die Bekämpfung von ISIS durch eine US-amerikanisch angeführte Koalition hat die türkische Innenpolitik nach den Präsidentschaftswahlen in den Hintergrund treten lassen. Indes sind die innenpolitischen Konfliktlinien parallel zum expansionistischen Bestreben der türkischen Regierung eng mit der Konfessionalisierung und Militarisierung in der gesamten nahöstlichen Region verknüpft. Wohin
bewegt sich die Türkei unter der AKP, wo liegen die treibenden Dynamiken? Und wie
positioniert sich die politische Opposition?
Samstag, 26. Juli 2014
Eine Packung Nudeln, ein Bekenntnis und einige Verprellte - Formeln zur Präsidentschaftswahl in der Türkei
Von
Errol Babacan
Präsidialsystem
versus De-Zentralisierung der politischen Verwaltung, Islamisierung versus
säkulare Gleichstellungspolitik. So könnten die Gegenpole, für die die
Kandidaten der anstehenden Wahlen stehen, umschrieben werden.
Donnerstag, 29. Mai 2014
„Die dich kennen, sind deine Bewunderer, die dich nicht kennen, deine Feinde“ – oder: Warum Erdoğan weiterhin so beliebt ist*
Von Alexander Christie-Miller
Dass
die AKP ihre Vormachtstellung bei den Kommunalwahlen konsolidieren konnte und
Erdoğans Popularität weiterhin sehr hoch ist, erscheint angesichts des sozialen
Aufstands im vergangenen Sommer und der Abspaltung der
Gülen-Bewegung erklärungsbedürftig. Antworten finden sich an der sozialen Basis
der Partei, deren Prioritäten am realen materiellen Fortschritt der letzten
Dekade orientiert sind, dessen Fortführung in Abhängigkeit von der herrschenden
Partei gesehen wird.
Digitale Plattformen, Analoge Wahlen: Wie bürgerschaftliche Gruppen versuchen, die Demokratie in die Türkei zurückzuholen*
Von Burcu Baykurt
Die demokratischen Institutionen in der Türkei sind
gegenwärtig auf die Behinderung politischer Partizipation ausgerichtet, so auch
während der Kommunalwahlen. Das Wirken bürgerschaftlicher Initiativen, die die
Wahlen an zahlreichen Orten in der Türkei begleiteten und Manipulationsvorwürfe
auswerteten, war seitens der Behörden keineswegs willkommen. Zweifel an der Rechtmäßigkeit
des Wahlergebnisses bleiben bestehen, von einer unabhängigen Überprüfung kann
keine Rede sein.
Reflektionen aus der Türkei zu den Ergebnissen der Kommunalwahlen: Ein kursorischer Überblick
Von Özgür Genç
Die
Zusammenstellung von Wahlanalysen vermittelt einen Überblick zu verschiedenen
Erwartungen vor der Wahl und gibt Einschätzungen wieder, wie die Wahl sich auf
das politische Feld auswirken könnte. Konnte sich die gesellschaftliche
Opposition, die mit dem Juni-Aufstand entstanden ist, in den Wahlprozess
einbringen, und wie gelang es der AKP, die Unterstützung einer großen
Wählerschaft zu erneuern?
Sonntag, 2. Februar 2014
Vom Juni-Aufstand zur Palastrevolution – Korruption in der Türkei
Von
Errol Babacan
Die durch die
Korruptionsermittlungen offenkundig gewordene Regierungskrise in der Türkei
kann als Spiegelbild einer Auseinandersetzung im Machtblock interpretiert
werden. Vor dem Hintergrund einer Verengung ökonomischer Kapazitäten zur
Bündnisbildung stellen sich die Interessengruppen neu auf. Für die nahe Zukunft
ist mit einer Verschärfung der politischen Turbulenzen zu rechnen. Die sich
ankündigende ökonomische Krise wird von einem Kampf um die Verteilung der
Kosten und Risiken des Wirtschaftsmodells bestimmt sein. Wo stehen die subalternen
Kräfte in diesem Kampf?
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