Workshop und Diskussionsveranstaltung
– Mittwoch, 7. Juni – Universität Kassel
Das Verhältnis zwischen Wissenschaft
und Regierungen in der Türkei war niemals von Vertrauen geprägt. Die Freiheit
der Wissenschaft wurde immer wieder drastisch beschnitten, dies galt vor allem
für die Zeit nach dem Militärputsch im Jahr 1980. Das Problem hat sich jedoch
unter der 13-jährigen Herrschaft der islamistisch-konservativen Partei für
Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP) dramatisch zugespitzt.
Wissenschaftler*innen, die einen
Friedensaufruf unterzeichneten, der die militärische Eskalation im kurdisch
geprägten Südosten der Türkei verurteilte, sahen sich in den letzten Monaten
mit dem Vorwurf der „Terrorpropaganda“ konfrontiert. Der Friedensaufruf mit dem
Titel „Wir werden uns nicht an diesem Verbrechen beteiligen“ wurde von mehr als
1000 Wissenschaftler*innen von 90 Universitäten unterzeichnet. Auch unter
ausländischen Intellektuellen gab es zahlreiche Unterstützer*innen, wie etwa
Noam Chomsky und Judith Butler. Von der türkischen Regierung wurde den
Unterzeichner*innen vorgeworfen Teil einer „Fünften Kolonne“ zu sein. Sie
wurden aufgrund der vermeintlichen Verbreitung „terroristischer Propaganda“
angeklagt. Einige der involvierten Akademiker*innen wurden festgenommen während
der größte Teil der Unterzeichner*innen aus dem Universitätsdienst entlassen
wurden.
Dieser Workshop hat das Ziel,
praktikable konkrete Lösungen für unsere Kolleg*innen, die ihre Beschäftigung
verloren haben, zu entwickeln. Daher werden wir folgende Fragen in den
Mittelpunkt stellen: Was können deutsche Universitäten tun? Und konkreter, was
kann die Universität Kassel tun? Welche Möglichkeiten bieten sich im Hinblick
auf die große Anzahl geflüchteter Akademiker*innen? Der Workshop wird alle
relevanten Akteure mit einbeziehen, dazu zählen Gewerkschaften, Stiftungen,
türkische und deutsche Akademiker*innen sowie Mitglieder der
Universitätsverwaltung. Wir wollen über einfachen Austausch hinausgehen und
konkrete Brücken der Solidarität bauen.
Auf der Abendveranstaltung werden die
Berichte türkischer Kolleg*innen zur aktuellen Situation in der Türkei sowie
ihre Strategien zum Aufbau alternativer Hochschul- und Bildungsnetzwerke im
Fokus stehen.
Programm:
Mittwoch, 7. Juni
14:00-17:00
Uhr: Workshop
Solidarität muss praktisch werden!
Austausch von Strategien zur Unterstützung verfolgter Wissenschaftler*innen
[auf Englisch, ggf. mit
Flüsterübersetzung ins Deutsche und Türkische]
14:00-14:30 Begrüßung und Einführung
14:30-15:45 parallele Workshops:
Welche Unterstützungsmöglichkeiten
und –formen gibt es bereits?
Austausch zu guten Praxisbeispielen
und Information über Ansprechpartner*innen
Netzwerke der Solidarität vor Ort
aufbauen und nutzen:
Austausch zu guten Praxisbeispielen
und Information über Ansprechpartner*innen
16:00-17:00 Uhr Unser Leitfaden für
gelebte Solidarität:
Zusammenführung der konkreten
Handlungsmöglichkeiten und Strategien einzelner Hochschulstandorte und
gewerkschaftlicher Netzwerke
Danach gibt es die Möglichkeit zum
Austausch bei Kaffee, Kuchen und Obst.
Ort: Raum 0105/0106 im ASL 1,
Universitätsplatz 9
Teilnehmende:
- Andreas Keller, Vizepräsident
ETUCE/Bildungsinternationale und stellvertretender Vorsitzender der GEW
- Ayfer Sen, Wissenschaftsministerium
Baden-Württemberg/Max-Jarecki-Stiftung
- Christoph Scherrer, Leiter des
International Centre for Development and Decent Work (ICDD) der Universität
Kassel
- Dr. Andreas Weber, Abteilungsleiter
Bildung, Baden-Württemberg-Stiftung
18:00-20:00
Uhr: Podiumsdiskussion
Berufsverbote und alternative
Strategien politischer Hochschulbildung in der Türkei: Erfahrungsberichte von
Kolleg*innen
[Englisch mit Übersetzung ins
Deutsche]
Grußwort: Andreas Keller,
Vizepräsident ETUCE/Bildungsinternationale und stellv. Vorsitzender der GEW;
AStA (N.N.)
Diskussionsveranstaltung mit:
Dr. Latife Akyüz (Goethe Universität
Frankfurt /Academics for Peace)
Dr. Mehmet Ruhi Demiray (Universität
Siegen/ Kocaeli Academy for Solidarity)
Dr. Mehmet Rauf Kesici (Universität
Duisburg-Essen/Kocaeli Academy for Solidarity)
Ort:
Hörsaal 3, Campus Center, Moritzstr. 18, Kassel
Veranstalter:
Regionalverband
Hochschule und Forschung der GEW Nordhessen
Unterstützer*innen:
AStA
Uni Kassel, AG Berufsverbote Kassel der GEW Hessen, DGB Jugend Nordhessen,
Infobrief Türkei, Initiative zur Solidarität mit den türkischen
Akademiker*innen Kassel, International Center for Development and Decent Work
der Uni Kassel (ICDD)